Die „lange“ Geschichte der Wiener Secession

Der lange Schatten des Antisemitismus und des Nationalsozialismus und die Geschichte der Wiener Secession 1898–1955

Rechtzeitig zum Jahrestag der Eröffnung des Gebäudes der Wiener „Secession“ am 15. November 2023 soll eine Vorstudie zur langen kulturpolitischen Geschichte ihrer führenden Mitgleder fertiggestellt werden. Die Geschichte der Wiener Secession ist geprägt von Brüchen, aber auch lang wirkenden Kontinuitäten – aus der Zeit der autoritär strukturierten Habsburger Monarchie ebenso wie der umkämpften und militanten Ersten Republik, der katholisch punzierten Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur sowie der totalitären Zeit des Nationalsozialismus und der personellen, aber auch ästhetischen Folgen und Kontinuitäten nach 1945.

Um einen qualitativ hochwertigen zeithistorischen, kulturgeschichtlichen und politischen Gesamtkontext herzustellen, wird dieser lange historische Längsschnitt in präzisen analytischen Tiefenbohrungen analysiert werden. Ausgehend von rund 580 biographischen Skizzen von Künstlerinnen und Künstler, die zwischen 1898 und 1970 in die Sezession als Mitglieder aufgenommen wurden, wird die institutionelle Geschichte mit all ihren Brüchen differenzierter, aber qualitativ präziser analysiert. Mit diesem Perspektivenwechsel in Richtung der Auseinandersetzung mit individuellen Verhaltensweisen in autoritären, diktatorischen beziehungsweise zuletzt totalitären Regimen sollen neue Erkenntnisse über die politische Funktion von Künstlern und Künstlerinnen erzielt werden.

Mit einem Sample von 150 wichtigen Künstlern und Künstlerinnen, bestehend aus den Präsidenten der Secession bis 1970, den führenden, renommierten und kulturpolitisch vernetzten Mitgliedern sowie engagierten Nationalsozialisten wird als Vorstudie eine erste Detailrecherche in öffentlichen Archiven in Österreich und Deutschland sowie in Privatnachlässen, umgesetzt werden.

Ziel ist es sowohl die politische Anpassung an autoritäre Regime und den Nationalsozialismus ebenso auf der Basis umfassender neuer Quellen zu dokumentieren als auch die künstlerische und politische Widerständigkeit seit der Monarchie durch alle Systembrüche bis in die Zweite Republik zu analysieren. Dabei sollen jene wieder in Erinnerung gerufen werden, die verdrängt und vergessen wurden, wie die zahlreichen Mäzene jüdischer Herkunft sowie die Rolle von Frauen im Kunstbetrieb. Die alliierten Einflüsse nach 1945 in der Zeit vor dem Staatsvertragsabschluss sind ebenso Thema wie die Frage der Wirkungsmacht des Nationalsozialismus nach 1945 sowohl auf das künstlerische Schaffen als auch auf institutionelle Weichenstellungen.

Durch eine Netzwerkanalyse soll geklärt werden, welche Leitungspersönlichkeiten beziehungsweise jene, die Beziehungsnetzwerke beeinflusst haben, die inhaltliche und auch politische Ausrichtung der Sezession am nachhaltigsten seit 1898 bis 1970 geprägt haben.

In Kooperation mit Universität für Angewandte Kunst, Dr.in Mag.a Christina Wieder

Archiv des Wiener Künstler Hauses: Nikolaus Domes, MA 

Secession: Mag.a Tina Lipsky

Team: Mag. Stephan Turmalin, Konstantin Schischka, MA MEd & Liana Popa, BA BA

Ein Vortrag zur unerforschten politischen Geschichte der Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession

Montag, 29. Jänner 2024, im Hauptraum der Secession

Der Vortrag mit englischen Untertiteln

Begrüßung: Ramesch Daha, Präsidentin der Secession

Einleitende Worte: Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler

Vortrag: Univ.-Prof. DDr. Oliver Rathkolb in Zusammenarbeit mit Mag. Stephan Turmalin & Konstantin Schischka (B.Ed. B.A. MEd MA)

Medien-Berichte zum Projekt und Projekt-bezogenen Events:

ORF TOPOS

Presse

APA Science

W24