Die globale Erfolgsgeschichte des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker basiert auf fünf Säulen: Dem großartigen Orchester der Wiener Philharmoniker, einem zeitlosen und immer wieder emotional aufladbarem Repertoire der Familie Strauss (Vater Johann, Söhne Johann, Eduard und Josef), von Joseph Lanner, Carl Michael Ziehrer, Joseph Hellmesberger jun.und anderer Musiker aus dem 19. Jahrhundert. Dazu kommen die prächtige Kulisse des Goldenen Saals des Musikvereins in Wien und eine perfekte globale Fernsehübertragung, die sich 2022 in 92 Ländern auf 5 Kontinenten 1,161 Millionen Menschen angesehen haben. (Englischer Volltext in der New York Times)
Alljährlich verfolgen Millionen Menschen in aller Welt das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Übertragen wird dieses aus dem Großen Musikvereinssaal in Wien. Dessen Geschichte ist eng verbunden mit den drei Brüdern Strauss. War doch der Musikvereinssaal jener Ort, an dem die Sträusse sich zu Höherem berufen fühlten. Man wollte vor allem auch Konzerte spielen, und nicht “nur” Tanzmusik. (Deutscher Volltext auf ORF Topos)
Im noblen Bezirk Hietzing erinnert zumindest dem Namen nach heute ein Kaffeehaus an ein einstmals berühmtes Etablissement: In “Dommayers Casino” spielen im 19. Jahrhundert die großen Komponisten auf – vor allem aber gibt dort Johann Strauss junior mit noch nicht ganz 19 Jahren sein von ganz Wien gefeiertes Debüt als Dirigent und macht ab diesem Zeitpunkt seinem berühmten Vater Konkurrenz.
Wenn ein Walzer im 19. Jahrhundert mitunter eine Sinfonie in der Kürze von acht Minuten sein wollte, so sind in der Gegenwart die Herausforderungen an einen Song nicht minder groß. Heute habe man zwischen 2,10 und 2,40 Minuten Zeit, die eigene Komposition ans Publikum zu bringen, sagt der Musiker und ehemalige Song-Contest-Teilnehmer Cesar Sampson im Straussmania-Gespräch.
Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts setzen die Unterhaltungsangebote in Wien zunehmend auf Sensation.In ihrer spektakulärsten Form finden sich eigeneErlebniswelten, die dem Publikum das Eintauchen in eineandere Realität ermöglichen. Diese Form von Eskapismussamt dem mehr oder minder authentischen Flair dernamensgebenden Stadt bot etwa “Venedig in Wien”. (Volltext auf ORF Topos)
Im Biedermeier entsteht Wiens erstes russisches Dampfbad, dessen findiger Besitzer allerdings bald einen Teil der Örtlichkeit zum “Mehrzwecksaal” umwidmet. Der wird später noch erweitert und so werden aus dem Sophienbad schließlich die Sophiensäle. Die tanzenden Wienerinnen und Wiener sind begeistert und drehen sich hier bei Bällen aller Art. Musikalisch wird nur das Beste geboten, auch sämtliche “Sträusse”; spielen auf. (Volltext auf ORF Topos)
Die Globalisierung der Walzermusik hat keineswegs erst mit der weltweiten Übertragung des Neujahrskonzerts begonnen. Schon im 19. Jahrhundert waren die Sträusse und ihre Kompositionen ein internationaler Verkaufsschlager. Eduard Strauss etwa sorgte durch zahlreiche Tourneen mit der Strauss-Kapelle für die Verbreitung des familieneigenen Kulturgutes. Zweimal ging es auch ins ferne Amerika. (Englische Version)
Eduard Strauss II. –Noch ein Wiener Kapellmeister in Amerika und sogar in Japan
Eduard Strauss
Eduard Strauss I. (1835 – 1916) hat nach dem letzten Konzert am 12. Februar 1901 in New York die von seinem Vater 1827 gegründete Strauss-Kapelle am darauffolgenden Tag, dem 13. Februar 1901 aufgelöst. Eduard Strauss I. war damals 65 Jahre alt und setzte sich in seiner Wohnung in der Reichsratsstraße 9 (1010 Wien) zur Ruhe. Rund 65 Jahre später, im Herbst 1966, begann sein Enkel, der Dirigent Eduard Strauss II. (1910 – 1969), eine ausgedehnte Tournee durch die USA und Kanada mit dem eigens dafür gegründeten Wiener Johann Strauss Orchester. (Volltext)
Hunderte Bälle finden alljährlich in Wien statt und folgen in ihrer spezifischen Tradition meist jenen glanzvollen Festivitäten der Walzerzeit des 19. Jahrhunderts. Politisch umstritten sind so einige, wie sich an den ebenso alljährlich stattfindenden Demonstrationen zeigt. Und auch das passt zur Tradition, wie man am Beispiel des “Balls der Stadt Wien” sehen kann. Denn Bälle sind auch im 19. Jahrhundert schon politisch. (Englischer Volltext)
Im Biedermeier bot so manche Vorstadt Wiens denvergnügungssüchtigen Städtern ihr eigenesTanzetablissement. Eine Besonderheit war hier das “Colosseum” im vorgelagerten Ort Brigittenau. Dienamensgebende Attraktion: ein gigantischer Elefant ausPappmaché samt Vulkanmodel im Riesenschädel. Glaubtman den zeitgenössischen Berichten, ging hier beim Tanzenund Feiern der Massen ziemlich die Post ab. (Volltext auf ORF Topos)
Auch im heutigen 19. Bezirk von Wien gab es im 19. Jahrhundert einen Ort, der dem Tanzvergnügen der Wienerinnen und Wiener gewidmet war. Ein Bauernbub aus Niederösterreich ließ in Oberdöbling das “Casino Zögernitz” errichten. Das Etablissement war erfolgreich – auch die berühmten Sträusse dirigierten hier ihre Kapellen und führten so manche Komposition erstmals vor Publikum auf. (Volltext auf ORF Topos)