Nicht nur Unternehmer sorgten im Wien des 19. Jahrhunderts für die Entstehung all der opulenten Vergnügungsetablissements, in denen die Wiener tanzten. In Baumgarten, dem heutigen 14. Bezirk von Wien beschloss einst der Gemeinderat den Bau einer Lokalität. Die wurde höchst erfolgreich für ganz unterschiedliche Events genutzt. Und sogar das frühe Fernesehen ist mit dem “Baumgartner Casino” verbunden. (Volltext auf ORF Topos)
Die Wiener sind um 1830 durchaus verwöhnt, was die Auswahl an Locations für höchsten musikalischen Genuss und Tanzvergnügen betrifft. Zwei findige Unternehmer liefern gleichwohl eine neue Attraktion: eine “Rutschbahn” mit Musikpavillon im Tivoli am Grünen Berg. Das Etablissement ist höchst erfolgreich, was auch der Musikauswahl zu verdanken ist. Gleich zwei Sträusse spielen mit ihren “Piecen” auf. (Volltext auf ORF Topos)
War das Angebot attraktiv genug, dann begaben sich die walzertanzenden Wienerinnen und Wiener im Biedermeier auch gerne in die Vorstadt. So kam einst ein findiger Unternehmer auf die Idee, eine stillgelegte Ziegelei zum Vergnügungspark im Grünen umzuwandeln. Mit Erfolg. Das Alte Landgut in Favoriten bot mehrere Jahre eine unschlagbare Kombination aus Wiener Walzer und einem bunten Strauß an Attraktionen. (Volltext auf ORF Topos)
Auch im Alsergrund, dem heutigen 9. Bezirk von Wien tanzte einst das Publikum zur Musik im Dreivierteltakt. Im Gasthaus “Zum Weißen Schwan” gab etwa Johann Strauss Vater mehrmals den Kapellmeister. Er wird in diesem Unterhaltungsetablissement sogar zum Event-Veranstalter auf eigene Rechnung. Aber auch die ausgefallene Dekoration soll die Wiener zum Tanz in die Rossau locken. (Volltext auf ORF Topos)
Die traditionsreichen Sträußelsäle haben im Laufe ihrer Geschichte vieles erlebt. Einst tanzte das Publikum hier beschwingt im Dreivierteltakt. Doch auch Politisches wird inden Sträußelsälen verhandelt, als im Revolutionsjahr 1848 Karl Marx über die “Ausbeutung im Kapitalismus” spricht. Und der berühmte Max Reinhardt versammelt hier später Wiens Kulturschickeria zum ausgelassenen Feiern. (Volltext auf ORF Topos)
Ein opulent ausgestattetes Vergnügungsetablissement imWien des 19. Jahrhunderts war der Apollosaal amSchottenfeld. Wer die Schwelle zur Lokalität überschritt, derwurde in den Bann der prunkvollen Räumlichkeitengezogen – samt Marmorsäulen, künstlichen Teichen,Wasserfällen und echten Bäumen. All das erstrahlte im Lichterglanz Tausender Kerzen, während die Wiener sich im Walztertakt zur Musik drehten. (Volltext auf ORF Topos)
Das Gasthaus „Zum großen Zeisig“ (heute: 7., Burggasse 2) war im 19. Jahrhundert ein beliebtes Tanz- und Volkssängerlokal. Das am Spittelberg am Burg-Glacis gelegene Haus „Zum großen Zeisig“ wurde 1698 vom Hof-Spaliermacher Fabian Fritz erbaut, der es 1711 an den Wirt und Fuhrmann Mathias Zeissel verkaufte. Bei den Kämpfen 1809 wurde das Haus stark beschädigt, danach neu errichtet und mit einem großen Saal versehen. Das dort eingerichtete Gasthaus führte eigentlich den Schild „Zum goldenen Adler“. (Volltext)
Der Musikgenuss war im Wien des 19. Jahrhunderts nicht nur dem elitären Bildungsbürgertum vorbehalten. Es existierte vielmehr eine vielfältige Musikszene im öffentlichen Raum. Kapellen spielten in den Parks und Gartenanlagen, in den Hinterhöfen sorgten die Bettelmusikanten für akustische Untermalung. Drehorgelspieler gehörten zum Straßenbild – und boten dank ihren Instrumenten sogar Orchestermusik. (Volltext auf ORF Topos)
„Ich bin am ersten März 1865 zu Hernals bei Wien als Sohn eines schlichten Handwerkers geboren“, formuliert der Wiener Zitherlehrer Eduard Johann Nikl (1865–1922) autobiographisch. Nikl stammte väterlicherseits „von Sudetendeutschen“, mütterlicherseits „von einer Waldviertler Bauernfamilie“ ab.„Von seinen Eltern für den Beruf des Bildhauers bestimmt“ (Eduard Nikl selbst benennt die Tätigkeit mit „Holzbildhauerei“) habe er sich aufgrund des „schlechten Geschäftsganges“ von diesem Beruf „losgetrennt“ und der Zither zugewandt. (Volltext)
Als „das größte Wirtshaus des Heiligen römischen Reiches“ bezeichnete Franz Anton de Paula Gaheis um 1800 den Vorort Neulerchenfeld (heute ein Teil des Wiener 16. Bezirkes). Von den 155 Häusern besaßen 83 „Schankgerechtigkeit“. 16.000 Menschen aus der Stadt hätten an einem Sonntag dort Erholung gesucht. Die Frequenz der Besuche in den unzähligen Gaststätten der Vororte stieg noch ab dem Jahr 1829, in dem der Linienwall (der heutige Gürtel) zur Zollgrenze erklärt wurde. Durch die zu entrichtende Verzehrungssteuer waren Speisen und Getränke innerhalb der „Lina“ teurer, weshalb die Wiener Bevölkerung an Sonn- und Feiertagen zur Konsumation in die Vororte wanderte. (Volltext)
Die „Neue Dreher’sche Bierhalle“ im 3. Wiener Gemeindebezirk war nicht nur eine beliebte Konzert-Location für bekannte Wiener Kapellen, sondern sollte auch die Bühne für die ersten Auftritte des „Neuen Wiener Damen-Orchesters“, einer Gruppe von 8 Musikerinnen unter der Leitung der Geigerin, Dirigentin und Pianistin Josephine Weinlich, bieten.Seit 1859 stand in den Landstraßer Hauptstraße No.97-101 an der Stelle von zwei kleineren Bauten, darunter dem Gasthaus „Zur grünen Weintraube“ ein gediegen gestaltetes Gasthaus von Anton Dreher dem Älteren (1810-1863) – mit einem großen Gastgarten und einem Tanzsaal. 3.000 Plätze konnten bedient werden. (Volltext auf ORF-Topos)
In Wien Wieden stand einst das Johann-Strauss-Theater, dessen wechselvolle Geschichte durch gerade einmal fünf Jahrzehnte und vom Operettentempel zum Scala-Theater führt. Sogar Josephine Baker trat hier einst mit ihrer Revue auf. Zuletzt wurde das Theater eine Bühne für politische Stücke linker Ausrichtung und brachte etwa den umstrittenen Berthold Brecht in Wien zur Aufführung. (Volltext auf ORF Topos)
Zum schwarzen Bock hieß ein beliebtes Wirtshaus und Vergnügungslokal auf der Wieden (heute: 4., Margaretenstraße 27). Das Gasthaus bestand bereits seit 1700 und erlebte nach 1800 einen Aufschwung, da dort stets gute Tanzorchester auftraten; in den 1840er Jahren verlor es an Bedeutung. Im April 1820 gab der Gastwirt Josef Weishappel bekannt, dass er den seit Jahren „wohlbekannten Saal Zum schwarzen Bock auf der Wieden übernommen, neu dekoriert und mit einem Parkettboden versehen habe“ sowie der Tanzsaal zur Bequemlichkeit der Gäste mit dem Gastgarten verbunden sei. (Volltext)
Das Wien des 19. Jahrhunderts bietet eine musikalische Vielfalt der Sonderklasse und mit der Familie Strauss die ersten Superstars der Musik. Hier nimmt etwa auch die Globalisierung des Walzers ihren Ausgang. Tanzveranstaltungen werden zu Großereignissen, Unterhaltung wird zum Spektakel. Die sozialen Gegensätze sind allerdings groß. Doch Mainstream und Eskapismus bestimmen das populärkulturelle Angebot. (Volltext auf ORF Topos)